Juden und Christen teilen eine bedeutende geistliche Geschichte. Beide bekennen sich zum Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, beide erkennen die hebräische Bibel (Tanach תנ״ך) als heilige Schrift an, und beide glauben an Gottes Offenbarung und Wirken in der Geschichte Israels. Doch während das Judentum auf die Ankunft des Messias noch wartet, bekennt das Christentum: Der Messias ist gekommen – in der Person Jeschuas von Nazareth (Jesus Christus).
Dieser Artikel lädt Sie ein, die zentralen Fragen der Wahrhaftigkeit der Bibel und der Verteidigung des christlichen Glaubens im Lichte des jüdischen Denkens zu betrachten. Es ist keine Aufforderung zur Aufgabe jüdischer Identität, sondern eine Einladung, das zu prüfen, was viele jüdische Männer und Frauen über Jahrhunderte bezeugt haben: dass Jesus Christus (Jehoschua HaMaschiach auf Hebräisch: ישוע המשיח) der verheißene Messias ist.
Das Neue Testament steht nicht im Gegensatz zum Tanach – es ist seine Fortsetzung und Erfüllung. Der christliche Glaube basiert fest auf den hebräischen Schriften:
Der christliche Glaube beansprucht daher keine „neue Religion“, sondern die Erfüllung dessen, was schon die Propheten angekündigt haben: „Was im Gesetz Mose, in den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht, muss erfüllt werden.“ (Lukas 24,44)
Viele Juden sehen das Neue Testament als ein griechisches, fremdes Dokument. Doch ein näherer Blick zeigt:
Der christliche Glaube entstand innerhalb des jüdischen Rahmens – nicht außerhalb davon.
Aspekt | Tanach (תנ״ך) | Neues Testament (הברית החדשה) |
---|---|---|
Name / Bedeutung | תנ״ך = Akronym für Tora, Nevi’im, Ketuvim (Gesetz, Propheten, Schriften) | הברית החדשה = „Der Neue Bund“, nach Jeremia 31,31 – Gottes neue Beziehung zum Menschen |
Umfang | 24 Bücher (im jüdischen Kanon) | 27 Bücher |
Sprache(n) | Hauptsächlich Hebräisch, teils Aramäisch | Ursprünglich Griechisch (Koine), später in viele Sprachen übersetzt, inkl. Hebräisch |
Zeitraum der Entstehung | ca. 1600 v. Chr. – 400 v. Chr. (je nach Buch) | ca. 40 n. Chr. – 100 n. Chr. |
Aufbau | – Tora (5 Bücher Mose) – Nevi’im (Propheten) – Ketuvim (Schriften) | – Evangelien (Matthäus–Johannes) – Apostelgeschichte – Briefe – Offenbarung |
Zentrale Figur | Gott (JHWH), Abraham, Mose, die Propheten | Jesus Christus (ישוע המשיח), Apostel, frühe Jünger |
Heilsverständnis | Der Bund mit Israel durch Gesetz, Opfer und Treue | Gnade durch den Glauben an Jesus als Messias, Erfüllung des Gesetzes und der Propheten |
Zielgruppe | Israel, das auserwählte Volk Gottes | Zuerst Israel, dann auch die Heidenvölker (alle Nationen) Genesis 12,2 |
Messiasverständnis | Erwartung eines zukünftigen Erlösers, meist nationaler König | Jesus ist der bereits gekommene Messias, in Demut und zur Erlösung der Sünden |
Bundesbegriff | Alter Bund (ברית ישנה), z. B. mit Mose am Sinai | Neuer Bund (הברית החדשה), durch Jesu Tod und Auferstehung |
Ziel / Botschaft | Gottes Heiligkeit, Bundestreue, Hoffnung auf zukünftige Erlösung |
Erlösung durch Jesus, Erfüllung der Verheißungen des Tanach, neues Leben in Christus |
Jüdische Sicht | Christliche Sicht |
---|---|
Der Tanach ist vollständig; es gibt keine Fortsetzung. | Der Tanach wird durch das Neue Testament ergänzt und erfüllt. |
Der Messias ist noch nicht gekommen. | Jesus ist der Messias, wie es die Propheten vorhergesagt haben. |
Opfer und Tora bleiben zentral (auch ohne Tempel). | Jesus ist das endgültige Opfer; er erfüllt das Gesetz (Matthäus 5,17) |
Tanach: Ein „leidender Gottesknecht“, Interpretation im Judentum meist kollektiv (Israel als leidender Gerechter).
Neues Testament: Auf Jesus bezogen – der Messias leidet stellvertretend für die Sünden der Menschen (vgl. Johannes 1,29).
Der Tanach und das Neue Testament sind keine Gegensätze, sondern stehen – aus christlicher Sicht – in einem tiefen Zusammenhang. Das Neue Testament beansprucht, die Erfüllung der im Tanach gegebenen Verheißungen zu sein. Juden sehen in Jesus nicht den Messias, während Christen glauben, dass er die zentrale Figur des göttlichen Heilsplans ist, wie ihn der Tanach beschreibt.
Tanach ist die traditionelle Bezeichnung der Hebräischen Bibel und wird auf Hebräisch so geschrieben:
Der Begriff תנ״ך ist ein Akronym, das sich aus den Anfangsbuchstaben der drei Hauptbestandteile zusammensetzt:
Der kleine Doppelstrich (״), genannt Gershayim, zeigt an, dass es sich um ein Akronym handelt.
Diese drei Teile bilden gemeinsam den Tanach, die maßgebliche heilige Schrift des Judentums. Christen bezeichnen sie als „Altes Testament“, was jedoch theologisch oft missverstanden wird – Christen sehen es nicht als „veraltet“, sondern als Grundlage und prophetische Vorbereitung auf das, was folgt.
Das Neue Testament wird auf Hebräisch so geschrieben:
(HaBrit HaChadascha) – „Der Neue Bund“
Dieser Begriff setzt sich aus folgenden hebräischen Worten zusammen:
Die Bezeichnung stammt direkt aus dem Tanach, aus Jeremia 31,31:
„הִנֵּה יָמִים בָּאִים נְאֻם-יְהוָה, וְכָרַתִּי אֶת-בֵּית יִשְׂרָאֵל וְאֶת-בֵּית יְהוּדָה בְּרִית חֲדָשָׁה.“
„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen.“
Christen glauben, dass sich diese Verheißung in der Person Jesu erfüllt hat – durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung. Die Sammlung der 27 Schriften des Neuen Testaments – Evangelien, Apostelgeschichte, Briefe und die Offenbarung – dokumentieren diesen „Neuen Bund“, den Gott durch Jesus mit Israel und den Nationen geschlossen hat.
Das Neue Testament liegt auch in modernen hebräischen Übersetzungen vor. Der erste Vers des Matthäusevangeliums lautet auf Hebräisch:
סֵפֶר תּוֹלְדוֹת יֵשׁוּעַ הַמָּשִׁיחַ בֶּן-דָּוִד בֶּן-אַבְרָהָם.
Sefer Toldot Jeschua HaMaschiach, Ben David, Ben Avraham.
„Buch des Ursprungs von Jesus, dem Messias, Sohn Davids, Sohn Abrahams.“
Bereits im ersten Vers wird die tiefe Verbindung zum jüdischen Erbe deutlich: Jesus wird als direkter Nachkomme von David und Abraham vorgestellt – den beiden zentralen Bundespartnern Gottes im Tanach.
Der Tanach und das Neue Testament sind sprachlich und inhaltlich eng miteinander verbunden. Christen sehen im Neuen Testament keine Ablösung, sondern die Erfüllung des Tanach. Der Begriff הברית החדשה (Neuer Bund) ist kein Widerspruch zur jüdischen Tradition, sondern gründet sich auf die Worte der hebräischen Propheten selbst.
Wer beide Teile nebeneinander liest – besonders in der Originalsprache – entdeckt die Tiefe und den inneren Zusammenhang zwischen Gottes früheren Verheißungen und ihrer (aus christlicher Sicht) späteren Erfüllung in Jesus, dem Messias.
Viele Juden erwarten den Messias als politischen Befreier. Die Schrift jedoch zeichnet ein vielschichtigeres Bild – das erst durch die Person Jeschuas verständlich wird:
Micha 5,1: „Und du, Bethlehem Efrata … aus dir soll mir der hervorgehen, der Herrscher über Israel sein wird.“
Erfüllung: Matthäus 2,1 – Jeschua wurde in Bethlehem geboren.
Jesaja 7,14: „Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden …“
Erfüllung: Matthäus 1,23 – Maria war jungfräulich, als sie Jeschua gebar.
Jesaja 53: Ein Knecht, der „unsere Schmerzen trug“, „für unsere Sünden zerschlagen“ wurde.
Viele jüdische Kommentatoren früherer Zeiten (z.B. Raschi oder Rambam) deuteten diese Stelle auf den Messias. Erst später wurde die Auslegung „Israel ist der leidende Knecht“ populär.
Daniel 9,26: „Der Gesalbte wird ausgerottet werden … und die Stadt und das Heiligtum wird zerstört.“
Der Tempel wurde 70 n. Chr. zerstört – der Messias musste also zuvor kommen.
Für viele Juden ist ein gekreuzigter Messias undenkbar. Doch genau darin liegt das Geheimnis der Schrift:
„Verflucht ist, wer am Holz hängt.“ (5. Mose 21,23)
„Christus hat uns losgekauft vom Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch wurde um unsertwillen.“ (Galater 3,13)„Laßt euch versöhnen mit Gott! Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm [zur] Gerechtigkeit Gottes[1] würden.“ (2. Korinther 5,20b-21)
Die Kreuzigung Jeschuas ist kein Scheitern, sondern die Erfüllung: Der gerechte Knecht nimmt die Strafe für das Volk auf sich.
Die Schriftrollen vom Toten Meer (Qumran) zeigen, dass die hebräische Bibel seit Jahrhunderten fast unverändert überliefert wurde. Besonders das Buch Jesaja liegt dort vollständig vor – mit kaum nennenswerten Abweichungen zu heutigen Texten.
Auch das Neue Testament ist extrem gut bezeugt:
Die Bewegung Messianischer Juden wächst weltweit. Viele berichten, dass sie:
Ein prominenter jüdischer Gläubiger, Dr. Michael Brown, sagt:
„Ich habe den Messias nicht verlassen – ich habe ihn gefunden.“
Gott fordert nicht blinden Glauben, sondern ernsthafte Prüfung:
„Prüft alles, das Gute behaltet.“ (1. Thessalonicher 5,21)
„Ruft mich an, so will ich euch antworten und euch große und unfassbare Dinge zeigen.“ (Jeremia 33,3)
Wenn Jeschua wirklich der Messias ist – dann ist er der Erfüller des jüdischen Glaubens, nicht dessen Gegner.
Dieser Artikel fordert nicht zur Aufgabe jüdischer Identität auf. Vielmehr lädt er ein, den jüdischsten aller Menschen – Jeschua – neu zu begegnen. Die Frage nach dem Messias ist keine christliche Frage – sie ist zutiefst jüdisch. Und sie verdient eine ehrliche, gründliche Prüfung anhand der Schrift.
„Ihr werdet mich suchen und finden, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt.“ (Jeremia 29,13)