Die wahre Geschichte des Korans: Was Muslime über seine Entstehung und Überlieferung wissen sollten

Der Koran ist das zentrale Buch des Islams, das von Mohammedaner als das unverfälschte Wort Gottes (Allahs) angesehen wird. Aus christlicher Sicht lohnt sich ein kritischer Blick auf die Entstehungsgeschichte dieses Textes. Denn anders als häufig behauptet, ist der heutige Koran nicht unverändert seit dem 7. Jahrhundert überliefert. Vielmehr zeigt die historische Forschung: Der Koran war über Jahrhunderte einem Prozess der Sammlung, Auswahl, Vereinheitlichung – und sogar Vernichtung anderer Versionen unterworfen.

Laut islamischer Tradition (Hadithliteratur) empfing Mohammed zwischen 610 und 632 n. Chr. angeblich Offenbarungen durch den Engel Gabriel. Diese wurden nicht als vollständiges Buch übergeben, sondern stückweise – oft als Reaktion auf aktuelle Ereignisse. Mohammed soll selbst nicht schreiben oder lesen gekonnt haben (Sure 7:157 spricht vom „ungebildeten Propheten“).

Die Offenbarungen wurden von seinen Gefährten:

    • auswendig gelernt (ḥifẓ),

    • auf verschiedene Materialien niedergeschrieben (Palmblätter, Knochen, Lederstücke, Steine).

Es gab keine feste Ordnung oder abschließende schriftliche Fassung zu Mohammeds Lebzeiten.

Nach Mohammeds Tod (632 n. Chr.) herrschte Unsicherheit über den korrekten Text. In der Schlacht von Yamama (ca. 633) starben viele Koranrezitatoren. Um zu verhindern, dass der Koran verloren geht, ordnete Kalif Abu Bakr eine erste Sammlung an, laut Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, Hadith 4986.

Der Beauftragte war Zaid ibn Thābit, der Fragmente von verschiedenen Quellen zusammenstellen sollte. Allerdings existierten zu dieser Zeit unterschiedliche Versionen – mit teilweise sehr abweichenden Versen oder Reihenfolgen.

Als der Islam sich ausbreitete, entstanden in verschiedenen Regionen unterschiedliche „Korane“ (z. B. in Kufa, Basra, Syrien). Dies führte zu großen Streit unter den Muslimen.

Kalif ʿUthmān ibn ʿAffān (reg. 644–656) ließ daher eine „offizielle Version“ des Korans erstellen – erneut durch Zaid ibn Thābit – und ordnete an:

„Wenn du Uneinigkeit über einen Teil des Korans findest, dann schreibe ihn im Dialekt der Quraisch, denn darin wurde er offenbart.“
(Ṣaḥīḥ al-Buḫārī 4987)

Anschließend ließ ʿUthmān:

    • alle abweichenden Exemplare verbrennen,

    • und seine Fassung in verschiedene Regionen verschicken.

Faktisch wurde der Koran damit „zentralisiert“ – abweichende Versionen wurden vernichtet. Was viele Muslime nicht wissen.

Eine aufschlussreiche Hadithüberlieferung, die selten öffentlich zitiert wird, zeigt, wie fragil die Überlieferung war.

Aischa, Mohammeds Frau, sagte:
„Die Verse über das Stillen Erwachsener und die Steinigung wurden auf einem Blatt Papier niedergeschrieben und unter meinem Bett aufbewahrt. Nach dem Tod des Propheten und als wir mit seiner Beerdigung beschäftigt waren, kam eine Ziege (oder ein Schaf) und fraß es auf.“
(Sunan Ibn Mājah 1944; auch bei al-Suyuti, al-Itqān)

Diese Passage betrifft zwei heute nicht im Koran enthaltene Verse:

    • Steinigung (Rajm) von Ehebrechern

    • Stillen Erwachsener zur Herstellung verwandtschaftsähnlicher Beziehungen (Radāʿat al-Kabīr)

Wenn ein Schaf zentrale Verse gefressen haben soll – wie kann dann von einem vollständig bewahrten Koran die Rede sein?

Bis in die Neuzeit existierten mehrere anerkannte Lesarten (qirāʾāt) des Korans, z. B.:

    • Ḥafṣ ʿan ʿĀṣim (Irak) – heute Standard

    • Warsh ʿan Nāfiʿ (Nordafrika)

    • Qālūn, ad-Dūrī u. a.
    • und viele weitere Versionen…

Diese unterschieden sich teilweise:

    • in Vokalisation,

    • Wortformen,

    • sogar Bedeutungsnuancen.

Erst 1924 veröffentlichte die al-Azhar-Universität in Kairo eine offizielle Standardausgabe, die sogenannte „Kairoer Mushaf“.

Ziel: Vereinheitlichung für den ägyptischen Schulunterricht.
Folge: Diese Ausgabe wurde später in fast der ganzen islamischen Welt übernommen.

Der heute „einheitliche Koran“ ist also das Ergebnis moderner Drucktechnik und keiner uralte Tradition.

     

    Thema Fakten
    Mohammeds Zeit Kein vollständiger Koran, nur verstreute Fragmente und mündliche Überlieferung
    Sammlung Erste Version ca. 633, mehrere Varianten im Umlauf
    ʿUthmān Er ließ alle anderen Versionen verbrennen, um Einheit zu erzwingen
    Verlust von Versen Hadith belegt: Ein Schaf fraß angeblich Verse – diese fehlen heute
    Einheitlicher Text Erst 1924 in Kairo wurde ein Standarddruck etabliert
    Lesarten Es gab (und gibt) mehrere Lesarten, die sich in Wortwahl und Aussprache unterscheiden

    Christliche Bewertung

    Im Gegensatz zur Bibel, deren Entstehung viele Jahrhunderte umfasste, durch mehrere Autoren und Prüfprozesse hindurchlief und offen redaktionell dokumentiert ist, wird der Koran oft als direkt vom Himmel gefallenes Buch dargestellt.

    Doch die Fakten zeigen:

      • Seine Überlieferung ist menschlich, lückenhaft und politisch geprägt.

      • Zensur, Verlust und Vereinheitlichung gehörten zur Textgeschichte.

      • Die Behauptung, der Koran sei unverändert und göttlich bewahrt, widerspricht den eigenen Quellen.

    Daher stellt sich die berechtigte Frage:

    Wie kann ein Buch, das vom Himmel stammen soll, Verse verlieren, manuell vereinheitlicht werden und erst 1924 seine Endform erhalten?

    Ein ehrlicher Aufruf an muslimische Leser

    Wenn Muslime den Anspruch erheben, dass ihre Heilige Schrift göttlich bewahrt und unverfälscht sei, dann ist es nur fair und aufrichtig von Muslime, auch den christlichen Glauben mit derselben Offenheit zu betrachten. Wir laden dazu ein, die Bibel – insbesondere das Neue Testament – ohne Vorurteile zu lesen, mit einem ehrlichen Herzen und einer neutralen Brille.

    Gehen Sie nicht davon aus, dass die Bibel verfälscht wurde, nur weil einige Muslime es behaupten – sondern prüfen Sie selbst, was die Quellen und die Geschichte belegen. Lesen Sie die Berichte über das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu – nicht als Gegner, sondern als ernsthaft Suchende.

    Denn wenn Jesus tatsächlich gekreuzigt wurde, gestorben und am dritten Tag auferstanden ist, dann ist dies eine zentrale Wahrheit, die unser aller Leben betrifft – unabhängig von kulturellem oder religiösem Hintergründen.

    Denn die Auferstehung Jesu ist das Herzstück des christlichen Glaubens. Ohne sie wäre das Evangelium sinnlos – das sagen nicht Kritiker, sondern die Bibel selbst:

    „Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, so ist unsere Verkündigung vergeblich, und vergeblich auch euer Glaube!
    Wir werden aber auch als falsche Zeugen Gottes erfunden, weil wir von Gott bezeugt haben, daß er Christus auferweckt hat, während er ihn doch nicht auferweckt hat, wenn wirklich Tote nicht auferweckt werden!
    Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt worden.
    Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden;
    dann sind auch die in Christus Entschlafenen verloren.
    Wenn wir nur in diesem Leben auf Christus hoffen, so sind wir die elendesten unter allen Menschen!“

    (1. Korinther 15,14–19)

    Diese Worte fordern heraus – aber sie laden auch ein: zur ehrlichen Prüfung, zum Nachdenken und letztlich zum Vertrauen in einen Gott, der sich offenbart hat – nicht in einem Buch allein, sondern in der Person Jesu Christi, dem Sohn Gottes, der für unsere Sünden starb und wirklich auferstanden ist.

    „Prüft alles, das Gute behaltet.“ (1. Thessalonicher 5,21)

    Quellenangaben:

      • Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, Hadith 4986–4987
      • Sunan Ibn Mājah 1944
      • Ibn Abi Dawud, Kitāb al-Maṣāḥif
      • al-Suyūṭī, al-Itqān fī ʿUlūm al-Qurʾān
      • Nicolai Sinai: The Qur’an: A Historical-Critical Introduction (2022)
      • Gabriel Said Reynolds (ed.): The Qur’an in Context (Brill, 2008)
      • Angelika Neuwirth: Der Koran als Text der Spätantike (2010)